Eine Antwort auf “#16 Paulus – ein ganz spezieller Brieffreund”
Liebes Pfarrersduo,
Wieder ist euch der Tee während eurer Podcast Diskussion kalt geworden *lächel. Vielen herzlichen Dank für einen sehr intetessanten, inspirierenden und wertvollen Beitrag! Ein/e asiatische Pfarrer*in hätte aber niemals so oft „keine Ahnung“ gesagt *smile again. Ich habe es mir in 2 Stücken nach dem Gottesdienst und einer Unterbrechung während der Führung am Deportationsdenkmal am Hauptbahnhof angehört.
Ihr beide habt völlig Recht wenn ihr sagt dass sich auch theologische Überzeugung wandeln kann – wie bei Heraklit, „panta rei“ – Alles fliesst. Von daher sind mir auch Versuche suspekt, die paulinischen Pastoralbriefe aufgrund stilistischer und gewisser thematischen Unterschiede als Pseudepigraphien, also nicht von Paulus verfasst, zu klassifizieren, wie ihr am Ende des Podcasts diskutiert habt. Dazu unten noch etwas mehr.
Sehr gut habt ihr dargelegt, aus welchen Gründen der Apostel seine Briefe, insbesonders den ersten Thessalonicherbrief, geschrieben bzw. wie von euch beschrieben zu 99 % zur Niederschrift einem Amanuensis, also Schreiber, diktiert hat. Einer von ihnen hat sich im Römerbrief sogar selbst verschmitzt in den Brieftext eingeschrieben:,Ich, Tertius, der diesen Brief [nieder]geschrieben habe“ Röm 16.22
Das erinnerte mich an Jiang Qing, Mao’s Witwe, die nach ihrem Sturz als Mitglied der Viererbande von den Gefängniswärtern erwischt wurde, verbotenerweise ihr Monogramm auf einige Taschentücher gestickt zu haben, die anzufertigen Teil ihrer Gefängnisarbeit war (Jung Chang, „Mao,“ 2005).
Interessant euer Gespräch darüber, dass die Briefe aus den Gemeinden an Paulus nicht in das Neue Testament aufgenommen wurden. Offenbar war man hier nicht an einer sokratischen Struktur von Frage und Antwort interessiert sondern begnügte sich alleine mit den Briefen des Apostels.
Zurück zur Frage der Pseudepigraphie: heute würde man das in Wissenschaft und Literatur und Politik ja als „false flag authorship“ – Schreiben unter falscher Flagge – oder gar als „Fake News“ bezeichnen. Obwohl Pfarrerin Mundinar Recht hat, dass wir akzeptieren, dass die Reden unserer Politiker*innen von Ghostwriters verfasst werden – was im Altertum undenkbar gewesen wäre! Siehe hierzu Peggy Noonan, „What I Saw at the Reagan Revolution“ 1990, von der besten Redenschreiberin Reagans.
Natürlich hat Pfarrer Körner Recht dass dieser Fakt alleine das theologische Werk als Solches inhaltlich nicht entwertet. Aber hätten es die Briefe eines „Apollonius von Perge,“ um einen fiktiven Namen zu wählen, in die Bibel geschafft??
Auf den nächsten Podcast von euch nächsten Monat zum Galaterbrief freue ich mich gespannt. Eine Frage ist ja, ob das – statt Thes 1 – der älteste Brief des Paulus ist. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war man sich darüber einig. Nun wird diese Meinung nur noch in der angelsächsischen gegenüber der deutschsprachigen Theologie vertreten. Siehe hierzu v.a. Ben Witherington „The Acts of the Apostles“ 1998 und Frederick Fyvie Bruce „The Epistle to the Galatians“ 2002.
Ihr hingegen folgt diametral der anderen Datierung die prominent Udo Schnelle vertritt. Manchmal habe ich den Eindruck, der Udo ist für eure Theologengeneration der, der Rudolf Bultmann für die der 1940er und frühen 1970er Jahre war.
Auf jeden Fall freue ich mich über euer neues Teegespräch!
Euer Reinhart
Liebes Pfarrersduo,
Wieder ist euch der Tee während eurer Podcast Diskussion kalt geworden *lächel. Vielen herzlichen Dank für einen sehr intetessanten, inspirierenden und wertvollen Beitrag! Ein/e asiatische Pfarrer*in hätte aber niemals so oft „keine Ahnung“ gesagt *smile again. Ich habe es mir in 2 Stücken nach dem Gottesdienst und einer Unterbrechung während der Führung am Deportationsdenkmal am Hauptbahnhof angehört.
Ihr beide habt völlig Recht wenn ihr sagt dass sich auch theologische Überzeugung wandeln kann – wie bei Heraklit, „panta rei“ – Alles fliesst. Von daher sind mir auch Versuche suspekt, die paulinischen Pastoralbriefe aufgrund stilistischer und gewisser thematischen Unterschiede als Pseudepigraphien, also nicht von Paulus verfasst, zu klassifizieren, wie ihr am Ende des Podcasts diskutiert habt. Dazu unten noch etwas mehr.
Sehr gut habt ihr dargelegt, aus welchen Gründen der Apostel seine Briefe, insbesonders den ersten Thessalonicherbrief, geschrieben bzw. wie von euch beschrieben zu 99 % zur Niederschrift einem Amanuensis, also Schreiber, diktiert hat. Einer von ihnen hat sich im Römerbrief sogar selbst verschmitzt in den Brieftext eingeschrieben:,Ich, Tertius, der diesen Brief [nieder]geschrieben habe“ Röm 16.22
Das erinnerte mich an Jiang Qing, Mao’s Witwe, die nach ihrem Sturz als Mitglied der Viererbande von den Gefängniswärtern erwischt wurde, verbotenerweise ihr Monogramm auf einige Taschentücher gestickt zu haben, die anzufertigen Teil ihrer Gefängnisarbeit war (Jung Chang, „Mao,“ 2005).
Interessant euer Gespräch darüber, dass die Briefe aus den Gemeinden an Paulus nicht in das Neue Testament aufgenommen wurden. Offenbar war man hier nicht an einer sokratischen Struktur von Frage und Antwort interessiert sondern begnügte sich alleine mit den Briefen des Apostels.
Zurück zur Frage der Pseudepigraphie: heute würde man das in Wissenschaft und Literatur und Politik ja als „false flag authorship“ – Schreiben unter falscher Flagge – oder gar als „Fake News“ bezeichnen. Obwohl Pfarrerin Mundinar Recht hat, dass wir akzeptieren, dass die Reden unserer Politiker*innen von Ghostwriters verfasst werden – was im Altertum undenkbar gewesen wäre! Siehe hierzu Peggy Noonan, „What I Saw at the Reagan Revolution“ 1990, von der besten Redenschreiberin Reagans.
Natürlich hat Pfarrer Körner Recht dass dieser Fakt alleine das theologische Werk als Solches inhaltlich nicht entwertet. Aber hätten es die Briefe eines „Apollonius von Perge,“ um einen fiktiven Namen zu wählen, in die Bibel geschafft??
Auf den nächsten Podcast von euch nächsten Monat zum Galaterbrief freue ich mich gespannt. Eine Frage ist ja, ob das – statt Thes 1 – der älteste Brief des Paulus ist. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war man sich darüber einig. Nun wird diese Meinung nur noch in der angelsächsischen gegenüber der deutschsprachigen Theologie vertreten. Siehe hierzu v.a. Ben Witherington „The Acts of the Apostles“ 1998 und Frederick Fyvie Bruce „The Epistle to the Galatians“ 2002.
Ihr hingegen folgt diametral der anderen Datierung die prominent Udo Schnelle vertritt. Manchmal habe ich den Eindruck, der Udo ist für eure Theologengeneration der, der Rudolf Bultmann für die der 1940er und frühen 1970er Jahre war.
Auf jeden Fall freue ich mich über euer neues Teegespräch!
Euer Reinhart