Beten ist stille werden

5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.

6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.

7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.

8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.

9 Darum sollt ihr so beten:

Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.

10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

11 Unser tägliches Brot gib uns heute.

12 Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]

14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.

15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Matthäus 6,5-15

Liebe Gemeinde, Der kommende Sonntag trägt den Namen „Rogate“, das bedeutet, „Betet“.
Das beten hat in meinem Leben in den vergangen Monaten eine herausragende Rolle gespielt. Vielleicht ist das bei Ihnen ebenso?
Beten – das ist für mich stille werden und Gott Raum geben.
Das stille werden ist gerade, wenn viel los ist, eine Herausforderung.
Es ist aber auch Übung.
Mit jedem Versuch klappt es ein bisschen besser.
In den vergangenen Wochen sind unsere beiden Kirchen zu solchen Orten der Stille geworden und werden reichlich von Ihnen genutzt.
In dieser Stille ist Raum für Gott.

Auch unsere vertrauten Gebete erhalten in einem neuen Rahmen eine andere Aussage:
Keine und keiner von uns lebte in einer Pandemie, wie wir seit Anfang März es tun.
Keine und keiner von uns war je so stark in seinen Grundrechten eingeschränkt.
Wir leben seit Wochen in Situationen, die nach im Februar für die meisten von uns nicht im entferntesten vorstellbar gewesen wären.
Wir stellen uns auf sich ständig verändernde Anforderungen ein.

Wir Christinnen und Christen üben diesen Verzicht aus Respekt und Achtung vor dem Leben anderer und uns Schutzbefohlener. Ihnen zuliebe verzichten wir auf das Grundrecht nach freier Ausübung unserer Religion; sogar an so wichtigen Festen wie Ostern.
Auch unsere Geschwister der anderen großen Weltreligionen des Judentums und des Islam sind von diesen Einschränkungen betroffen.

Diesen Sonntag feiern wir den ersten Gottesdienst in der Hoffnungskirche:br> Unter ganz anderen Bedingungen: Nach den Vorgaben eines Sicherheits- und Hygienekonzeptes, mit einer begrenzten Anzahl Besuchender, die sich vorher anmelden und einen festen Platz zugewiesen bekommen, einer verkürzte Liturgie, mit möglichst wenig Gesang, und so knapp wie möglich.
Für uns alle eine Herausforderung!

Ich bin froh, dass wir genau diesen Predigttext haben werden:
Denn das Vaterunser ist eins der vertrauten bekannten Gebete der Christenheit.
Ein Gebet das alles einmal abdeckt:
Bitte, Dank, Verzeihung,Hoffnung, Gottvertrauen.
Also genau richtig in einer solchen Situation wie der, in der wir leben!

Beten wir mit- und für einander mit den altvertrauten Worten,
„Vaterunser im Himmel,…“
Ich grüße Sie auch im Namen meiner KollegInnen
Gott befohlen


Ihre Pfarrerin Sabine Schrick