Der Johannes-Prolog
Hier finden Sie unseren schon angekündigten aber noch nicht veröffentlichten Bibelleseplan zum Johannesevangelium inkl. der geplanten Veranstaltungen.
Am Anfang des Johannes-Evangeliums steht der „Johannes-Prolog“ (Joh. 1,1-18) – ein großer Titel für läppische 18 Verse, könnte man sagen. Aber wenn man diese Verse dann ließt, dann muss man schon zugeben: „Hey, die sind etwas ganz Besonderes. Geheimnisvoll geradezu!“
„Geheimnisvoll“ bedeutet aber auch immer: Sie machen, sagen wir vorsichtig, Mühe bei der Interpretation (es hat halt alles seinen Preis :))! Aber davon lassen wir uns nicht abschrecken! Nein, machen uns diese Mühe jetzt! … Also gleich, nachdem wir noch schnell eine grundlegende Frage geklärt haben. Und diese Frage heißt:
Was ist eigentlich genau ein Prolog?
Nun, Prologe kennen wir z.B. vom Theater: Goethes Faust hat einen Prolog im Himmel und erst im Anschluss daran beginnt der Tragödie erster Teil.
Das aber heißt:
Ein Prolog ist nicht einfach das erste Kapitel eines Stückes.
Genauso wenig handelt es sich um ein vorgezogenes Resümee.
Nein, ein Prolog ist eine Vorrede und die hat zwei Aufgaben:
Erstens soll sie über die Ziele des gesamten nachfolgenden Werkes informieren.
Zweitens versorgt sie uns LeserInnen mit den Kenntnissen, die wir brauchen, um das zu verstehen, was im nachfolgenden Werk geschieht.
Für das Johannes-Evangelium bedeutet das Folgendes:
Ab Kapitel 1 Vers 19 (also im gesamten Text nach dem Prolog) wird des Leben Jesu in seinen verschiedenen Etappen beschrieben.
Für den Prolog aber gilt das gerade nicht: Er beschreibt nicht die erste Station im Leben Jesu. Stattdessen schaut er, wie von oben, auf das gesamte Evangelium und reflektiert im Voraus, was dort geschieht. Wenn das aber stimmt, dann ist es nicht (ganz) richtig, wenn wir so Sätze sagen wie:
„Das Johannes-Evangelium hat keine Geburtsgeschichte (also keine Geschichte über die allererste Etappe im Erdenleben Jesu), dafür aber den Prolog.“
Was soll ich sagen? – Der Prolog ist eben etwas anderes!
Er ist ein in sich abgeschlossener Hymnus, der sich deutlich vom nachfolgenden Evangelium abhebt. Dies aber wirft eine Frage auf, nämlich:
Wie kommt es, dass dieser Hymnus ausgerechnet vor unserem Evangelium steht?
Dazu gibt es (wie eigentlich immer in der Theologie) verschiedene Thesen.
Eine These heißt (ein bisschen lapidar ausgedrückt):
Den Hymnus gab es schon eine ganze Weile. Er lag sozusagen in der Gegend herum. Der Verfasser des Johannes-Evangeliums hat ihn gefunden und war so begeistert, dass er ihn übernommen, ein bisschen bearbeitet und dann vor sein Evangelium gesetzt hat.
So könnte es gewesen sein, …
… wenn Sie aber davon ausgehen wollen, dass das so gewesen ist, dann müssten Sie noch eine andere Frage beantworten und zwar: Wie lange lag denn der Hymnus schon herum, bevor er Eingang ins Johannes-Evangelium fand?
Gab es ihn schon zu vorchristlicher Zeit?
Oder ist er doch erst später in einem christlichen Milieu entstanden? – Eine gute Frage und natürlich gehen auch darüber die Forschermeinungen auseinander.
Die klare Mehrheit aber geht davon aus, dass es sich um einen (ur-) christlichen Hymnus handelt.
Geht man aber von einem christlichen Hymnus aus, kann man noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Es ist nicht auszuschließen, dass der Hymnus vom Verfasser des Johannes-Evangeliums selbst komponiert worden ist.
In diesem Fall wäre der Hymnus also gar nicht in der Gegend herumgelegen, sondern der Evangelist hätte ihn extra für sein Evangelium verfasst.
Es könnte so gewesen sein, muss aber nicht …
Fest steht in jedem Fall:
Der Johannes-Prolog als Ganzes kann in zwei große Abschnitte gegliedert werden:
Der erste Abschnitt umfasst die Verse 1-13.
Dieser Abschnitt ist im Stil der Deklaration gehalten und damit in der 3. Person Singular abgefasst, also: „er, der Logos; er, der Täufer; sie, die Welt“.
Der zweite Abschnitt erstreckt sich (ist ja irgendwie logisch) über die restlichen Verse; er reicht also von Vers 14 bis Vers 18, ist im Bekenntnisstil und damit in der 1. Person Plural gehalten. Also: „wir sahen seine Herrlichkeit.“ … Soweit, so gut!
Allerdings kann der erste Abschnitt (V. 1-13) noch einmal untergliedert werden.
Die Teilung erfolgt zwischen den Versen 5 und 6, denn:
Die Verse 1-5 sind durchgängig in hymnisch – poetischem Stil gehalten.
Ab V 6 wechselt der Stil hin zur Prosa, weshalb die Verse 6-13 einen eigenen Unterabschnitt bilden. Klar, oder? … Ok!
Dann … meine hochverehrten Damen und Herren … dann sind Sie jetzt endgültig bereit für den Johannes-Prolog-Nahkontakt: Jetzt schauen wir uns die einzelnen Verse nacheinander an.
… Und der Einfachheit halber beginnen wir mit V. 1-2:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Dasselbe war im Anfang bei Gott.“
Zu diesen Versen muss man sich zunächst folgendes klar machen:
Dieser Text ist ursprünglich in Griechisch verfasst.
Im Griechischen aber steht immer „Logos“, wenn Luther „Wort“ übersetzt.
Und natürlich, diese Übersetzung stimmt schon, man kann das so machen.
Aber Logos bedeutet immer … und glauben Sie mir: es gibt viele, viele verschiedene Logos-Traditionen … aber sie alle haben eines gemeinsam, nämlich:
Logos bedeutet immer mehr als nur (irgendein) Wort:
Im Johannes-Prolog wird Logos als christologischer Titel, also als (Hoheits-) Titel, als Bezeichnung für Jesus Christus verwendet:
„Im Anfang war der Logos, und der Logos war bei Gott, und Gott war der Logos.
Derselbe war im Anfang bei Gott.“ …
… auf diese Weise ausgedrückt, sehen wir ganz deutlich, hier begegnen sich zwei Personen:
Gott und der Logos. Das aber führt zu der Frage:
In welcher Beziehung stehen die beiden genau zueinander?
Die Antwort, die sich in den vorliegenden Versen versteckt, heißt:
Der Logos ist das Angesicht Gottes für die Welt.
Aber: Gott erschöpft sich nicht im Logos (er ist und bleibt mehr).
Für den Logos heißt das: Er repräsentiert Gott voll und ganz.
Aber: er ist und bleibt dabei von Gott unterschieden.
Konkret: Der Logos spricht nicht seine eigenen Worte, sondern immer die Worte Gottes.
Aber: Das tut er mit Vollmacht und allem Recht.
Diese besondere (vielleicht auch: verzwickte) Beziehung zwischen Gott und Logos besteht schon von Anfang an: „Im Anfang“ so sagt es Joh. 1,1, und erinnert uns damit an den ersten Schöpfungsbericht in 1. Mose 1,1, „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“.
Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied:
Der Schöpfungsbericht erzählt vom Anfang der Welt.
Der Beginn des Johannes-Prologs dagegen spricht vom Anfang vor dem Anfang der Welt, vom allerersten Anfang, vom göttlichen Ursprung selbst und damit hält der Prolog fest:
Der Logos, also Jesus, ist Teil dieses göttlichen Ursprungs: Er repräsentiert den Gott der jüdischen Bibel; den Gott, der (dann) als Schöpfer der Welt tätig wird.
Ganz auf dieser Linie lautet Joh. 1,3:
„Alle Dinge sind durch denselben (also durch den Logos) gemacht, und ohne denselben ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ – Sie merken es selbst, oder?
Hier übernimmt der Logos, in Repräsentanz Gottes, die Schöpfertätigkeit: Er macht die Welt; er macht sie zur Schöpfung Gottes, zu seinem Autoritätsbereich.
Joh. 1,4 wiederum erläutert dann, wie die Autorität Gottes – oder eben die Autorität des Logos – über die Welt genau aussieht:
„In ihm (dem Logos) war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ – Das ist poetisch für: Alles Leben ist in Gott und kommt von Gott.
Heißt für uns: Das Leben ist Gottes Geschenk an uns.
Und Sie müssen zugeben:
Das allein wäre schon super, aber es wird noch besser, denn, nach Joh. 1,4, ist die ganze Sache so eine Art „two for one sale“: Mit dem Leben bekommen wir das (Lebens)Licht, also die Lebensorientierung, den Sinn des Lebens, gleich mitgeliefert. – „Perfekt!“, möchte man meinen …
… aber alles hat einen Haken und wo Licht ist, das ist auch viel Schatten … also Moment… der Evangelist des Johannes-Evangeliums würde es etwas anderes sagen. Es würde sagen:
Weil (plötzlich) viel Licht ist, ist (dann) auch viel Finsternis.
Ja, wirklich, im Johannes-Evangelium steht fest:
In dem Moment, in dem Gott, repräsentiert vom Logos, also repräsentiert von Jesus Christus auf diese Welt kommt und Leben und Lebenslicht bringt, in dem Moment stellt er die Menschen vor eine Entscheidung. Die Entscheidung nämlich, ob sie Jesus, als den Bringer des Lebens annehmen (= wir nennen das letztendlich dann Glaube), oder eben nicht.
Entscheidet sich ein Mensch dafür, dann lebt er im Lichte Christi, entscheidet er sich dagegen, lebt er in Finsternis. … So ist das! Zumindest in Joh. 1,5:
„Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.“
Und damit haben wir jetzt schon den ersten Abschnitt geschafft.
Sie erinnern sich: Johannes 1, 1-5, ein hymnisch-poetischer Textabschnitt, der sich mit der Inkarnation Gottes in Jesus von Nazareth beschäftigt. Diese Inkarnation wird reflektiert aus der Perspektive des allerersten unvordenklichen Anfangs. Sie wird also auf mythischer Ebene diskutiert.
Anders hält es dagegen der zweite Textabschnitt (Joh.1, 6-13).
Hier wird zwar ebenfalls die Inkarnation bedacht, allerdings aus einer historischen Perspektive.
D.h.: Sie wird als ein historisches Ereignis gesehen, das an eine bestimmte Zeit und an einen bestimmten Ort gebunden ist und unter bestimmten Menschen stattgefunden hat.
Ein prominentes Beispiel für einen bestimmten Menschen ist Johannes der Täufer.
Er tritt in Joh. 1,6-8 auf. Dort wird er als Gesandter Gottes mit genauer Arbeitsplatzbeschreibung vorgestellt: Er soll vom Licht, sprich vom Logos Jesus Christus, zeugen:
„Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes. Der kam zum Zeugnis, damit er von dem Licht zeuge, auf dass alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.“
In Joh. 1,9 wird dieses Licht dann noch einmal näher bestimmt:
„Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen“, so heißt es bei Luther. Es wird noch einmal deutlich:
Das Licht, das Leben, der Logos ist ein Angebot an alle Menschen:
Jede und jeder darf (und muss) entscheiden, wie er oder sie sich zum Logos verhält.
Die einzige Frage, die bleibt ist: Wann findet diese Entscheidung statt?
So wie der Vers jetzt übersetzt ist, klingt es, als würde sich ein Mensch entscheiden, sobald er in die Welt kommt, also sobald er geboren wird. … das ist aber nicht sehr wahrscheinlich, oder?
Allerdings kann man diesen Vers (weil er im Griechischen eine bestimmte grammatikalische Form hat) auch wie folgt übersetzen:
„Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, wenn es in die Welt kommt.“
So! Was meinen Sie? Ich finde ja, das passt viel besser, zu dem, wie sich das Johannes-Evangelium die Sache mit der Menschen-Logos-Entscheidung vorstellt …
… und Joh. 1, 10-13 macht dann ernst mit dieser Entscheidung:
In den Versen 10-11 geht es um die Ablehnung des Logos:
„Er (der Logos) war in der Welt, und die Welt ist durch denselben gemacht; und die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“
Diese beiden Verse beschreiben im Wesentlichen dasselbe und legen sich so gegenseitig aus.
Heißt konkret: V 11 bestimmt V 10 genauer.
Z.B. zeigt V 11: Wenn V 10 davon spricht, dass die Welt den Logos „nicht erkannt hat“, dann heißt das gerade nicht, dass die Welt ihn nicht gekannt hätte; nichts von ihm gewusst hätte.
Nein. Es heißt – so stellt V. 11 klar – die Welt hat ihn nicht „aufgenommen“, d.h. sie hat sich mit vollem Wissen gegen den Logos entschieden. … Tja so kann`s gehen …
Zum Glück aber gibt es nicht nur Ablehnung, sondern auch Annahme:
Davon berichtet Joh 1, 12-13:
„Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“
Hier wird es ganz deutlich:
Den Logos anzunehmen, ihn aufzunehmen heißt, „an seinen Namen (zu) glauben“.
Wer aber glaubt, bekommt von Gott die Vollmacht, Gottes Kind zu werden, d.h. eine heilvolle Beziehung zu Gott zu haben.
Allerdings kann dieser Glaube und damit die Gotteskindschaft nicht durch das „menschliche Geblüt“, „den Willen des Fleisches“ oder durch „den Willen eines Mannes“ gewonnen werden. Geht nicht! Keine Chance! Der Glaube kommt allein „aus Gott“.
„Der Glaube ist Gottes Gabe.“, schreibe ich und höre Sie protestieren:
„Wie? Wir können da gar nichts machen? Aber dann können wir uns doch auch gar nicht für den Logos entscheiden!“
In meinen Ohren klingen Sie entrüstet, aber ich bin beeindruckt: Das haben Sie gut festgestellt.
Tatsächlich ist es für des Johannes-Evangelium nämlich so:
Wir Menschen können (nur) entscheiden, ob wir uns dem Handeln Gottes, sprich: seiner Glaubens-Wirkung, öffnen oder eben nicht.
Wir können uns also entscheiden, ob wir es Gott ermöglichen, unser Gott zu sein. Klingt ganz gut, oder? …
… vor allem, weil wir damit (tatsächlich … endlich … uff) den zweiten Abschnitt des Prologs abgeschlossen haben und uns (kurz, versprochen) dem dritten Abschnitt (Joh.1, 14-18) zuwenden können.
In diesem Abschnitt geht es … das erraten Sie nie! … um die Inkarnation.
Diesmal aber wird sie betrachtet aus der Perspektive der glaubenden Gemeinde… man ist also jetzt unter sich und so heißt 1. Joh. 14:
„Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Hier wird jetzt die Frage beantwortet, die in den V. 1-13 noch offenblieb, nämlich:
Wie genau läuft eigentlich dieses Kommen des Logos ab?
Antwort: Er wird „Fleisch“, sprich: Er wird ein vergänglicher Mensch.
Das aber heißt: Inkarnation ist keine Vergöttlichung eines Menschen, sondern eine Vermenschlichung Gottes. – Eine gewaltige Aussage! … Eigentlich … Wir haben uns nur (zu) sehr an sie gewöhnt. …
Wie dem auch sei: Joh. 1,15 führt uns entspannt noch einmal am Täufer vorbei, bevor wir im Abschnitt Joh. 1, 16-18 ankommen.Und dieser Abschnitt hat es (so leid es mir tut) noch einmal in sich:
„Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat es verkündigt.“
V.17 stellt „das Geben des Gesetztes durch Mose“ und „das Geben der Gnade durch Jesus Christus (durch den Logos)“ einander gegenüber.
Dabei werden Mose und das Gesetz zwar nicht außer Kraft gesetzt, aber es wird davon ausgegangen, dass Jesus und seine Gnade Mose und dessen Gesetz überbieten.
V.18 dann steigert diese Aussage noch einmal und hält letztendlich fest:
Gott offenbart sich den Menschen ausschließlich im Logos, sprich in Jesus Christus.
Und ja, ich kann verstehen, dass und wie der Evangelist des Johannes-Evangeliums zu dieser Glaubens!Aussage kommt.
Dennoch aber möchte ich sie hier und heute nicht mehr so universal stehen lassen!
Für mich ist die Sachlage … ganz kurz dargestellt … eher folgende:
Für uns Christen hat sich Gott in Jesus Christus offenbart. Für unsere jüdischen Mitmenschen und für alle Mitmenschen einer anderen Religion hat Gott andere Wege der Offenbarung gewählt und sie sind ganz sicher genauso gut! Da müssen wir uns keine Sorgen machen!
Hinweis: Dieser Text ist entstanden unter Heranziehung von: Das Johannesevangelium, übersetzt und erklärt von Jean Zumstein, in: Kritisch-Exegetischer Kommentar über das Neue Testament, Begründet von Heinrich August Wilhelm Meyer, Herausgegeben von Dietrich-Alex Koch, Band 2: Das Johannesevangelium, Vadenhoeck und Ruprecht, 2016.
Liebe Frau Pfarrerin Mundinar,
Vielen Dank fuer Ihre hochinteressante Diskussion der einzelnen Verse des Prologs. Eine interessante Frage wirft Joh 1.2 auf: Gab es Jesus – das Wort, den Logos – schon von Anbeginn der Schoepfung?! Wurde er erst seit Jahrtausenden in Gesellschaft bei seinem Vater ausserhalb der Erde nun endlich der Menschensohn und kam zu uns?
In Genesis – Mose 1 – erzeugt Gott die Welt, in dem er es Licht werden laesst. Gab es damals auch schon Jesus – noch im Verborgenen – als Licht dieser Welt?
Auf der einen Seite bietet Joh 1.9 Erleuchtung fuer „alle Menschen“ an – also ein universalistisches Versprechen. Doch nach Joh 1.11 gab es auch die Privilegierung der „Seinen,“ also wohl der juedischen Glaubensgemeinschat, doch diese „nahmen ihn nicht auf.“ Aus nachoesterlicher Sicht ist dieser Vers bestimmt eine Kritik an den „Verstockten“ unter den Juden, die Jesus nicht als Messias erkennen wollen. Daher gibt es eben die Chance fuer alle „Heiden,“ sich zu Jesus zu bekennen und seiner Gnade und Verheissung teilhaftig zu werden.
Mich erinnert das an die Geschichte der Samariterin, der Jesus am Anfang seiner Mission gar nicht helfen wollte – um dann aber im Gleichnis von den geladenenen und ungeladenen Gaesten, und natuerlich dem verworfenen Eckstein, diese anfaengliche, exclusive Position zu beenden.
Joh 1.14-18 ist dann wie von Ihnen so schoen dargelegt der konkrete Focus auf Jesus selber. Er kommt in diese Welt – das Wort wird Fleisch – um uns alle zu erloesen, die wir das denn wollen.
Ihre Schlussaussage, „Für unsere jüdischen Mitmenschen und für alle Mitmenschen einer anderen Religion hat Gott andere Wege der Offenbarung gewählt und sie sind ganz sicher genauso gut!“ ist etwas befremdlich. Der Evangelist haette sie vehement verneint!!
Man kann es heute zwar so sagen. Aber wie weit ist der Weg „genauso gut,“ um im Garten mit Allah zu wandeln, wenn man als Selbstmordattentaeter Unglaeubige – und wer ist unglaeubig in Ihrer Interpretation – mit sich in den Tot reisst? Sicher hat auch die christliche Kirche, z.B. mit Hexenverbrennungen, schwere Schuld auf sich geladen, als sie – falsche! – Wege zu Gott aufwies. Aber ganz so universalistisch kann man es m.E. jetzt doch nicht sehen.
Ihre Schlussfolgerung hat ja schon Goethe in „Nathan der Weise“ anschaulich dargestellt, siehe seine Ringparabel. Doch ist es fuer uns Christenmenschen ganz so einfach?
Dazu kommt, dass es neben den 3 monotheistischen Religionen aus der mosaischen Tradition auch heute noch Religionen gibt, wo, wie im Hinduismus, es einen Pantheon von Gottheiten gibt. So wie die Tausende Kami im Shinto Glauben. Wem soll man da folgen? Wie eine indische Schuelerin den Missionarsnonnen im 19. Jahrhundert, die sie taufen wollten, sagte: „Aber ich kenne nur 3 eurer Goetter: Maria, Jesus, und den Vater!“
Buddhismus hat gar keinen Gott, nur die Aufloesung des – ansonsten immer leidenden – Selbst. Und Marxismus als saekulaere Heilsversprechung ist noch eine ganz andere Sache.
Soweit meine von Ihrem hochinteressanten Beitrag inspirierten Gedanken zum Sonntagabend.
Gottes Segen, Ihr Reinhart Lutz
Sehr geehrter Herr Lutz,
die Texte, die im Zuge des Johannes-Projektes auf diesem Blog
erscheinen, sind auf theologisch-wissenschaftlicher Basis erarbeitete
persönliche Stellungnahmen von Herrn Körner oder mir. – Eine Tatsache,
die wir beide, meiner Meinung nach, immer wieder deutlich machen.
Auf diese Weise aber verfolgen wir verschiedene Ziele:
Wir wollen Informationen bereitstellen, in Grundzügen zeigen, wie
theologisch-wissenschaftliches Arbeiten funktioniert, sowie Impulse und
Denkanstöße geben, die die eigene Auseinandersetzung mit dem
Johannesevangelium bereichern.
Was wir aber nicht wollen ist, Sie (oder irgendeinen anderen Lesenden)
von unserer Meinung zu überzeugen. Es steht Ihnen immer frei, sich Ihre
eigene (auch gerne von uns abweichende) Meinung zu bilden.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrerin Eva Mundinar
Liebe Frau Pfarrerin Mundinar,
Es war mein Fehler, Lessing’s (!!) „Nathan der Weise“ faelschlich einem anderen Autor zuzuschreiben. Mea culpa! Zu lange ist es wohl her, dass ich den Text erst im Deutschunterricht las, und dann am – damals noch so genannten – Stadttheater in einer beeindruckenden Auffuehrung sah.
Ich verstehe, und lese mit grossem Interesse, Ihre theologischen Positionen. Gerade zu so einem herausfordernden Evangelium wie das des Johannes. Nichts laege mir ferner als eine von meiner eigenen abweichenden Meinung „korrigieren“ zu wollen. Nein, ganz und gar nicht! Ich respektiere Ihre Position als eine moegliche Interpretation. Ich glaube auch nicht, dass Sie mir Ihre Meinung verordnen wollen, oh nein! Im Gegenzug moechte ich hier im Sinne eines freien theologischen Austausches meine eigenen Positionen darstellen – auch manchmal eben etwas pointiert, sorry -, so dass sich alle Lesenden einen Ueberblick ueber die verschiedenen Ansaetze zur Exegese machen koennen. Ich wuensche mir natuerlich – wie sicher auch Sie und Pfarrer Koerner – dass noch mehr Gemeindemitglieder hier kommentieren. Erst so wird sich ein breites Bild ergeben.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und Positionen, auch in den Geisteswissenschaften wie der Theologie, sind einer bestaendigen Wandlung unterworfen. Ob dies wie bei Hegel durch These, Antithese zur Synthese fuehrt – und sich dieser Prozess immer wieder erneuert, oder, wie Heraklit sagte, „panta rei – alles fliesst“, ist sicher auch ein Diskussionspunkt. Analog zu Pontius Pilatus Frage an Jesus, „Was ist Wahrheit?“ koennte man m.E. auch fragen, „was ist wissenschaftliche Erkenntnis?“
Konkret zur Frage der Autorenschaft des Johannesevangeliums: ich nehme von Pfarrer Koerner’s Antwort an, dass er wohl mit Ruben Zimmermann uebereinstimmt, der dieser Frage in seinem Artikel „Unecht – und doch wahr?“ in der Zeitschrift fuer das Neue Testament 2003 (12) 27-38 nachging.
In meiner – ganz persoenlichen – Meinung geht die gegenwaertige christliche Theologie, die so viele kanonische Texte einschliesslich des Johannesevangeliums als primaere oder sekundaere Pseudepigraphie – geschrieben von anderen als den entweder genannten oder askribierten Autoren – gerade seit Kurt Aland (1961) anzusehen, zu weit ueber das Ziel einer kritischen historischen Exegese hinaus. Ich selber glaube dass -trotz des Beweises zahlreicher christlicher Faelschungen – man hier „in dubio pro reo,“ also im Zweifel fuer den Angeklagten, interpretieren kann – meine Meinung. Die Kirchenvaeter waren naeher am Geschehen und dem Ursprung der Schriften heran. Sicher, man haette das Manuskript des Johannesevangeliums als eine „Entdeckung“ um 150 AD feiern koenne, auch wenn man sich des falsch angegebenen Autors durchaus bewusst war. Dies ist ja das Thema von Armin Baum, Karl Heinz Ohlig (1972) antwortendend, in „Literarische Echtheit als Kanonkriterium der alten Kirche“ Ztschrft fuer NT Wissenschaft v.88 (1-2), 2009.
Was die Praeexistenz Jesu vor seiner Menschwerdung nach Joh 1.2 angeht, hatten schon sowohl Adolf von Harnack und Paul Althaus ihre Zweifel. Auch hier forscht und schreibt sich die theologische Wissenschaft fort.
Schlussendlich muss ich nur noch einmal schreiben, dass ich ganz persoenlich, ohne Ihnen zu nahe treten oder gar Sie „korrigieren“ zu wollen, Ihren eigenen ganzen Satz „Für unsere jüdischen Mitmenschen und für alle Mitmenschen einer anderen Religion hat Gott andere Wege der Offenbarung gewählt und sie sind ganz sicher genauso gut!“ fuer sehr bedenklich halte. „[G]anz sicher genau so gut“ soll alles sein, was Menschen als Religion glauben – und gar historisch geglaubt haben?? Noch heute gibt es eine Weltreligion, in der durch Ausuebung von Gewalt – zumindest in Meinung vieler ihr sie vertretenden und sich auf ihre heiligen Texte stuetzenden Prediger und Theologen – der Weg direkt zu Gott fuehrt. Ist das genauso gut wie die Friedensreligion Jesu? Meine persoenliche Frage.
Historisch, wie schon geschrieben, haben sich auch die christlichen Kirchen hier m.E. schuldig gemacht. Waren Inquisition und die Lehren der Deutschen Christen „genauso gut“ wie das, was generell in den evangelischen Kirchen Deutschlands 2021 als Weg zu Gott gepredigt wird?
War der Glaube an den goettlichen Tenno – direkter Nachfahre der Sonnengoettin Amaterasu – in Japan bis 1945 „genauso gut?“ Hat das „Begraebnis in den Wolken“ der Spezialangriffskraefte aka Kamikazi Flieger wie versprochen den Weg ins westliche Paradies geoeffnet?
Persoenlich lehne ich so einen radikalen trans-oekumenischen Ansatz als eine „verdammte Beliebigkeit“ ab – aber respektiere und verstehe, dass es diese Position gibt. Meiner persoenlichen Meinung nach koennen wir dann auch wieder in den Wald statt in den Gottesdienst gehen und uns vor einer Eiche statt vor dem Kreuz in der Kirche verbeugen – es ist ja alles „gleich gut.“ Und das ist noch eine milde Form der Gottesfindung im Vergleich zu obigen Beispielen.
Soweit meine Gedanken zur Nacht. Bitte seien Sie und Herr Pfarrer Koerner versichert, dass ich – genau wie Sie – meine theologischen Gedanken nur darstellen moechte und niemanden „korrigieren“ will. Wie es im Englischen so schoen heisst, „we agree to disagree.“
Gottes Segen, und auf den Beitrag am Freitag freue ich mich.
Ihr
Reinhart Lutz
Liebe Eva,
auch Dir von Herzen Dank, für Deine fundierten Einblicke in dieses wunderbare Evangelium.
Seit ich diese und die Kommentare von Herrn Lutz gelesen habe, beschäftigt es mich sehr. Um ehrlich zu sein vor allem Ihre Kommentare Herr Lutz.
Sicher kennen wir uns aus der Gemeinde, aber ich habe momentan kein Gesicht, was ich mit Ihnen verknüpfen kann. Deshalb hier vorneweg, ich respektiere Ihre offensichtlich sehr durchdachten theologischen Ausführungen.
Sie haben meine Gedanken stark angestoßen.
Viele Worte formen sich in meinem Inneren und dennoch fehlen mir die passenden.
Aber es lässt mich nicht los, deshalb hier mein (zweiter ~ der erste fast fertige hat sich gerade aus unerfindlichen Gründen beim Tippen in Luft aufgelöst) Versuch, die mir so wichtigen Gedanken in Worte zu fassen.
Zu diesen theologischen Höhenflügen, bin ich nicht im Stande und betrachte sie bewundernd von unten ~ fest auf der Erde stehend.
Mein Glaube ist vollkommen alltäglich und allgegenwärtig.
Unser Vater im Himmel durchdringt alles und ist mir unerschöpfliche Kraftquelle sowie Orientierung und Schutz… und so viel mehr, was ich nicht in wenigen Worten auszudrücken vermag.
Mein Konfirmationsspruch Röm 12,12 „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal und beharrlich im Gebet“ begleitet mich und ist für mich täglich wohltuend.
Für mich ist Gott der Schöpfer aller Dinge und Quell der Liebe.
Wir sind alle Geschöpfe Gottes und vollkomen klar eine Weltgemeinschaft.
Unser allmächtiger Vater hat sich in seiner Weisheit den Menschen mehrmals offenbart und uns unseren freien Willen gelassen, uns zu ihm zu bekennen.
Aus meiner Sicht ist die Grundursache allen Übels und aller Grausamkeit, die aus religiösem Fanatismus über so viele Jahrhunderte hinweg, unermesslich viel Leid über diese im Grunde paradisische Erde gebracht hat, das Beharren darauf, dass die eigene Religion die EINZIG WAHRE sei.
Persönlich bin ich tief verwurzelt im Christlichen Glauben und deshalb besonders erfüllt von der Frohen Botschaft des neuen Testamentes.
Aber mein Blick geht offen zu allen Menschen dieser Erde, die guten Willens sind.
Für mich ist es eine unumstößliche Tatsache, dass gerade eine umfassende Ökumene ein wichtiger oder in meinen Augen DER wichtigste Stützpfeiler für den oftmals unerreichbar scheinenden, aber von so vielen Menschen ersehnten Weltfrieden ist.
Nur ein respektvoller Umgang miteinander, ein vorbildliches Leben, der wahren Essenz der EIGENEN Religion, kann den Weg dazu ebnen, ein wahres Miteinander erlebbar zu machen.
Aus meinem Glauben heraus steht mein persönlicher Lebenssinn, der für mich genau dies ausdrückt, auch in diesem Evangelium.
Jesus gibt dies seinen Jüngern mit auf den Weg, den sie nun ohne ihn gehen müssen.
Johannes 13:34 „Ein neues Gebot gebe ich Euch, dass Ihr Euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf dass Ihr einander lieb habet.“
Aus meiner persönlichen Sicht, geht es da um ALLE Menschenkinder, die guten Willens sind. Wo es möglich ist ~ nein ~ in jeder Begegnung, begegnet einander in der Liebe, die Jesus uns vorgelebt hat.
Wenn wir das beherzigen, kann die Welt heilen, können die Gräben zwischen den Religionen mit Brücken überwunden werden und ein respektvoller Austausch gelingen, der uns bereichert.
Mag sein, dass meine Gedanken weltfremd wirken, doch sie sind das Gegenteil.
Sie sind erlebtes Leben. Mein großer Sohn ist in Kunduz Afghanistan geboren.
Einem traumhaft schönen, von gastfreundlichen Menschen bewohnten Land, das seinesgleichen sucht.
Eins der gefährlichsten Länder dieser Erde. Erschüttert von jahrzehntelangen Kampfhandlungen, die Menschen wie meinen Sohn zwingen, ihre geliebte Heimat zu verlassen. Gottes Fügung hat ihn bewahrt. Hat ihn im wahrsten Sinne des Wortes ZU UNS GEFÜHRT und ihn unser geliebtes Kind werden lassen.
WIR LEBEN ÖKUMENE täglich ~ aus vollstem Herzen und mit dem größtmöglichen Respekt vor der Religion, in der der andere verwurzelt ist.
Wir sind bereichert und lobpreisen Gott für seine Weisheit und Allmacht.
Seine Segnungen und Fügungen sind für uns so glasklar zu sehen.
Unser Vater im Himmel ist ein lebendiger Gott, der jeden Tag das Beste für uns im Sinn hat.
Der freie Wille, den er uns lässt, ist ~ so wertvoll er ist ~ auch das, was unsere Erde, unser Miteinander zerstört. Denn nicht jeder nutzt seinen freien Willen zum Wohle aller.
Auch in unserer derzeitigen Lage wird das besonders deutlich.
Wir sind alle belastet von der MOMENTANEN Pandemie. Existenzen sind bedroht.
Gesundheit wird auf allen Ebenen bewusst wahrgenommen ~ bewusst, von wieviel sie abhängt, wie fragil sie ist, wie allumfassend.
Was alles dazugehört. Grundrechgte werden „verteidigt“.
Diese Situation ist für viele unzumutbar.
Verständlich
Aber WO bleibt der Blick in die Welt?
Für mich als Christin ist es, wie für so viele andere sicher auch, täglich unerträglich, mir der zeitgleichen verheerenden, menschenunwürdigen Umstände bewusst zu sein, unter denen Mitmenschen dieser Weltgemeinschaft ums Überleben kämpfen müssen. Weit entfernt von den grundlegenden Menschenrechten, die jedem Menschen, jedem Geschöpf Gottes frei zugänglich sein sollten.
Es ist an uns Ökumene so allumfassend wie möglich zu leben, uns kennenzulernen, einander zu respektieren und selbst zu begreifen, wie bereichernd es ist zu erleben, auf wie vielfältige Weise unser Vater im Himmel sich offenbart hat.
So würde sich der Himmel hier auf Erden verwirklichen lassen und Gottes lebendiges Wort spürbar sein in den vielen wohltuenden Begegnungen.
Aus tiefstem Herzen wünsche ich dieser Welt, dieser herrlichen Schöpfung Gottes,
dass sich das wertschätzende, respektvolle Miteinander immer weiter ausbreitet und segenbringend unsere Welt überflutet.
Das Böse, die machtversessenen Egomanen und geldgierigen Menschen wegspült und eine bereichernde Weltgemeinschaft entsteht, in der alle Staaten, dem Wohle und den Eigenheiten der eigenen Bevölkerung gerecht werden, aber gleichzeitig gemeinsam das große Ganze ~ unsere eine Menschheit ~ unsere Weltgemeinschaft ~ gestalten.
Momentan scheinbar eine unerreichbare Utopie, doch ganz sicher Gottes Wille.
Bleiben Sie alle von Gott unserem Vater gesegnet und behütet.
Mit den herzlichsten Grüßen
Claudia Kluge
Liebe Claudia,
vielen Dank für deine persönlichen Worte!
Viele Grüße
Eva Mundinar
Liebe Frau Claudia Kluge,
Ihr schoener, wertvoller Beitrag spricht mir aus der Seele! In der Tat – allen Menschen, die GUTEN WILLENS sind, sollte der Weg zu Gott eben auch auf verschiedenen Wegen fuehren koennen. Aber leider gibt es halt Andere, die ihre Heiligen Schriften und theologischen Doktrinen zur Gewaltrechtfertigung gebrauchen.
Und wieder sind auch wir Christenmenschen davon historisch nicht gefeit. Wie kann ich als Soldat mit der Aufschrift auf dem Koppelschloss „Gott mit uns“ auf – nicht nur – andere Christen im Krieg schiessen? Doch die Hoffnung besteht, dass wir aus unseren Fehlern lernen koennen.
Als ich in Leipzig arbeitete, stellte sich heraus, dass mein Vermieter ein Islamist war. „Islam ist Liebe“ war sein Motto. Nun gut, wenn er sich so daran haelt, ist es auch ein guter Weg zu Gott. Am Wochenende spielte seine Mannschaft Fussball gegen die katholischen Monteure aus Polen, und da ging es sehr fair sportlich zu. SO kann trans-Oekumene gelingen, denke ich.
Jedoch denke ich, dass wir als Christenmenschen eine Entscheidung treffen, Gott dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist zu folgen – und zwar nach der Offenbarung, die als besten Weg zu Gott wir uns entschieden haben zu folgen. Wie es im Johannesevangelium von Johannes dem Taeufer uebermittelt wird: „Und ich sah es und bezeugte, dass dieser ist Gottes Sohn.“ Joh 1.34
Wenn Sie mein Gesicht suchen – ich bin oft als Ordner oder Messner im Gottesdienst taetig, so auch am kommenden Sonntag den 28.2. Da koennen Sie gerne auf mich zukommen.
Ihrem geliebten Sohn wuensche ich, dass er sich in der Freiheit, die unser Staat bereitstellt, frei nach seinen Faehigkeiten, Kraeften und Wuenschen entfalten kann. Wie schoen, dass es ihn gibt.
Gottes Segen,
Ihr Reinhart Lutz
Lieber Herr Lutz,
Danke für Ihre guten Wünsche für unseren großen Sohn und Ihre wertschätzenden Worte. Da er mitten im Krieg aufgewachsen ist und sein Vater als er sechs Jahre alt war von den Taliban ermordet wurde, weiß er es vor allem zu schätzen, hier im Frieden zu leben. Gleichzeitig ist er dankbar für all die Möglichkeiten und Freiheiten die er hier, in seiner zweiten Heimat, so selbstverständlich hat und die momentan in seiner alten Heimat erneut extrem gefährdet sind.
Für unsere Familie und unseren Freundeskreis ist er eine große Bereicherung und zusätzlich zu unserem jüngeren Herzenskind macht er unsere Familie komplett.
Wir werden uns sicher in naher Zukunft in der Gemeinde begegnen und ich freue mich darauf.
Bleibt gesund, gesegnet und behütet, mit all denen, die Euch/Ihnen am Herzen liegen.
Wünsche allen eine gesegnete Zeit
Claudia Kluge