Die Ich-bin-Worte
Zuletzt haben wir uns mit den Wunder-Erzählungen des Johannesevangeliums – die ja nicht Wunder, sondern Zeichen genannt werden – auseinandergesetzt. Daneben ist eine zutiefst bildhafte Sprache – vor allem in Bezug auf Jesus Christus – kennzeichnend für das vierte Evangelium. Diese Sprache der Bilder ist zu einem festen Bestandteil für kirchliches Handeln geworden. In der gottesdienstlichen Liturgie, genauer gesagt im Abendmahlsteil, finden zahlreiche Bilder Verwendung. Ich denke da z.B. an das agnus dei, das „Christe du Lamm Gottes“. Jesus Christus wird als Lamm vorgestellt, das unsere Sünde trägt. Auch bei der Verteilung von Brot und Wein wird in unserer Gemeinde durch ein Bildwort ein wesentlicher Aspekt des Abendmahls zum Ausdruck gebracht: „Brot des Lebens für dich“. Selbst beim Votum, also dem Zuspruch eines Bibelwortes am Ende des Abendmahles, greife ich gerne auf ein Bildwort zurück: „Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt…“ Viele dieser prägenden Bilder haben ihren Ursprung im Johannesevangelium. Sie werden dort in den sogenannten Ich-bin-Worten mit Jesus Christus in Verbindung gebracht. Diesen besonderen Bildworten möchte ich mich in den nachfolgenden Ausführungen zuwenden.
Erste Annäherung und Übersicht
Im Johannesevangelium findet sich eine ganze Reihe von Ich-bin-Aussagen. Allerdings ragen aus dieser Menge sieben besonders bildhafte Worte heraus, die man auch prädikative Ich-bin-Worte nennt. Wenn Sie nicht mehr genau wissen, was in der deutschen Grammatik als Prädikativ bezeichnet wird… keine Panik… ich versuche es einmal zu erklären, denn sprachliche Auffälligkeiten werden uns in diesem Text später noch einmal beschäftigen.
Also: Das Prädikativ ist ein Teil eines Satzes und erweitert dessen Kernaussage. Ich will das an einem einfachen Beispiel verdeutlichen: Bei der Aussage „Ich bin Pfarrer“ handelt es sich bei „Pfarrer“ um das Prädikativ, genauer gesagt um einen Subjektsprädikativ. Sie wissen schon… Subjekt… damit ist der oder die Handelnde gemeint. In der Schule habe ich gelernt, dass man nach dem Subjekt immer mit „wer“ oder „was“ fragt. Subjektsprädikativ deshalb, weil sich die Erweiterung „Pfarrer“ auf das Subjekt des Satzes „Ich“ bezieht und es näher bestimmt, indem die Berufsbezeichnung angegeben wird. Ähnlich verhält es sich mit den Ich-bin-Worten des Johannesevangeliums. Dort wird nämlich der Kernsatz „Ich bin…“ erweitert. Dadurch wird das Subjekt „Ich“ näher beschrieben. In der nachfolgenden Übersicht werden Sie die Erweiterungen sicherlich rasch erkennen können.
- Ich bin das Brot des Lebens/ das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist (Joh 6,35.41.48.51).
- Ich bin das Licht der Welt (Joh 8,12).
- Ich bin die Tür (zu den Schafen) (Joh 10,7.9).
- Ich bin der gute Hirte (Joh 10,11.14).
- Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh 11,25).
- Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6).
- Ich bin der (wahre) Weinstock (Joh15,1.5).
In diesen sieben sprachlichen Bildern offenbart der johanneische Jesus etwas über sich selbst. Auffällig ist, dass einige dieser Bilder alttestamentliche Gottesprädikate – also bildhafte Vorstellungen über Gott – aufnehmen, z.B. wenn Jesus von sich sagt, er sei der gute Hirte. Im Alten Testament wird Gott nämlich als Hirte vorgestellt, der sein Volk weiden will. Prominentestes Beispiel ist hier sicherlich Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte“. Aber auch in prophetischen Texten wird Gott als Hirte vorgestellt, der sein Volk umsorgt wie eben ein Hirte seine Schafe (vgl. Jes 40,11).
Ähnlich verhält es sich mit dem Bildwort vom Licht. Denn im Alten Testament werden regelmäßig die Gegenwart und die Hilfe Gottes mit „Licht“ in Verbindung gebracht. Verdeutlicht werden kann das an einem Vers, der vor allem in der Weihnachtszeit gelesen wird: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell“ (Jes 9,1). Das Licht steht hier für die heilvolle Gegenwart Gottes, der sich seinem Volk zuwendet, es rettet und beschützt.
Wenn Jesus für sich in Anspruch nimmt, der gute Hirte oder das Licht zu sein, dann wird im Evangelium dadurch eine enge Verbindung zwischen Gott und Jesus zum Ausdruck gebracht. Man könnte fast schon von einer Gleichsetzung sprechen, wie sie bereits im Prolog formuliert worden ist. Sie erinnern sich vielleicht noch: „Am Anfang war der Logos und der Logos war bei Gott und Gott war der Logos…“
Bezüge zum Alten Testament werden aber nicht nur über diese bildhaften Vorstellungen von Gott hergestellt, sondern auch über die sprachliche Gestaltung der Ich-bin-Worte.
Die sprachliche Gestaltung
In der deutschen Sprache handelt es sich bei der Aussage „Ich bin …“ um eine alltägliche Formulierung. Ich kann damit eine Aussage über mich treffen, z.B. „Ich bin begeistert“. In der griechischen Sprache des Johannesevangeliums sind die Ich-bin-Worte durch eine besondere sprachliche Gestalt hervorgehoben, die im Deutschen nicht wirklich nachgeahmt werden kann. Im Griechischen ist es nämlich so, dass die Person „ich, du, er, sie, es“ bereits durch die Verbform – damit ist das Tunwort gemeint – bestimmt ist. Die Person „ich“ steht nicht selbstständig wie im Deutschen, sondern wird direkt an das Verb/Tunwort angehängt. Ich versuche es einmal anhand des obigen Beispiels „Ich bin begeistert“ zu verdeutlichen. „Bin “ ist in diesem Fall das Verb oder Tunwort. Dieses wird durch die Person „Ich“ näher bestimmt: „Ich bin…“. Ich weiß… die deutsche Grammatik ist schwierig, aber gemeinsam schaffen wir das… In der griechischen Sprache sieht dieser Satz anders aus, weil die Person „ich“ direkt an das Verb „bin“ angehängt wird: „binich begeistert“. Sie sehen: „Ich steht nicht allein wie im deutschen Satz, sondern geht eine Verbindung mit dem Verb/Tunwort ein.
Im Griechischen gibt es aber zusätzlich die Möglichkeit, die Person unabhängig vom Verb/Tunwort auszudrücken. Die Person „ich“ steht dann wie in der deutschen Sprache allein. Gleichzeitig behält das Verb die Näherbestimmung durch die Person bei. Es kommt also zu einer Doppelung, durch die eine besondere Betonung zum Ausdruck gebracht wird. Diese besondere Betonung würde in unserem Beispielsatz so aussehen: „Ich binich begeistert!“ Die Ich-bin-Worte im Johannesevangelium verwenden eine solche Konstruktion. Griechisch: „ego eimi“ („Ich bin es…“). Das „ich“ dieser Worte erhält einen besonderen Nachdruck.
Aber wie bereits weiter oben ausgeführt, steht dieses „ego eimi“ nicht allein, sondern wird durch ein Bild erweitert. Alle diese Bildworte sind gleich aufgebaut. Diesen Aufbau will ich Ihnen anhand von Joh 8,12 exemplarisch darstellen:
Am Anfang steht die Präsentation „Ich bin…“, an die sich das Bildwort „…das Licht der Welt“ anschließt. Darauf folgt ein zweiter Satz – der sogenannte soteriologische Nachsatz. „Soteriologisch“ meint grundsätzlich die heilvolle Zuwendung Gottes zu uns Menschen. Es wird also etwas ausgedrückt, was Gott den Menschen schenken möchte. Der Nachsatz wird im Fall von Joh 8 eingeleitet durch „… wer mir nachfolgt…“ und durch ein Verheißungswort „… der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ fortgesetzt. Die heilvolle Zuwendung Gottes besteht darin, dass Jesus demjenigen, der ihm nachfolgt, Orientierung schenken will.
Diese besondere Form der Ich-bin-Worte kommt im Johannesevangelium sehr häufig vor. Nach Ruben Zimmermann ist sie 24 Mal belegt. Dem gegenüber stehen drei Vorkommen im Markusevangelium und jeweils acht bei Matthäus und Lukas (Zimmermann, 123 Anm. 64.). Die Häufung der Ich-bin-Worte im Johannesevangelium fällt auf.
Zur Erklärung des Hintergrundes für diese besondere sprachliche Ausdrucksweise wurden unterschiedliche Vorschläge diskutiert. Besonders interessant finde ich die Überlegung, dass es sich bei dem „Ich-bin“ im Munde Jesu um eine neutestamentliche Offenbarungsformel handelt, deren Wurzel in Jesaja 45,18 zu finden ist. Dort offenbart sich der Gott Israels, indem er sagt: „Ich bin Jahwe“ („ego eimi“). Wenn Jesus dieses „ego eimi“ auf sich bezieht, dann stellt er sich hinein in den Bereich Gottes, dann beansprucht er, dass der Gott, der sich auf besondere Weise mit dem Volk Israel verbunden hat, in und durch ihn am Wirken ist. Diese Teilhabe am Machtbereich Gottes wird im Johannesevangelium auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass ein Ich-bin-Wort mit einer Wundererzählung – oder besser einer Zeichenhandlung – verbunden wird. Denken Sie z.B. an Joh 6. Dort wird berichtet, wie Jesus eine große Menschenmenge durch fünf Brote und zwei Fische sättigt. Unmittelbar darauf sagt er über sich: „Ich bin das Brot des Lebens…“. Zwei Kapitel später verkündet er, dass er das Licht der Welt sei (Joh 8). Kurz darauf schenkt er einem Blindgeborenen sein Augenlicht (Joh 9). Sie sehen, dass das Bildwort durch eine konkrete Handlung unterstützt wird. Man könnte auch sagen, dass Jesus seinen Worten Taten folgen lässt. Ein drittes Beispiel wird in Joh 11 berichtet und das wollen wir uns etwas genauer anschauen.
Die Auferweckung des Lazarus
In diesem Kapitel dreht sich alles um Lazarus, einen Freund von Jesus. Der ist erkrankt. Anstelle eines Arztes rufen die Schwestern des Lazarus Jesus um Hilfe an. Sie hoffen, dass Jesus ihren Hilferuf hört, sich auf den Weg zu ihnen macht und Lazarus heilt. Jesus hört zwar ihren Hilferuf, macht sich aber nicht sofort auf den Weg, sondern bleibt noch zwei Tage an dem Ort, an dem er gerade ist. Erst nach diesen zwei Tagen bricht er nach Betanien, dem Wohnort des Lazarus, auf. Allerdings ist Lazarus in der Zwischenzeit verstorben. Als Jesus in Betanien ankommt, liegt er bereits seit vier Tagen im Grab.
Die beiden Schwestern machen Jesus indirekte Vorwürfe: „Wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.“ Mit anderen Worten: Jesus du hättest meinen Bruder retten können, warum hast du es denn nicht getan? Darauf antwortet Jesus: „Dein Bruder wird auferstehen!“ Die Schwester reagiert so, wie man es von einem frommen Juden der damaligen Zeit hätte erwarten können. Sie drückt ihren Glauben an die Auferstehung der Toten aus: „Ja, ich weiß, dass mein Bruder am jüngsten Tage auferstehen wird.“ Marta, so heißt die eine Schwester, glaubt, dass es eine Auferstehung von den Toten geben wird, irgendwann… Aber diesem etwas diffusen Glauben setzt Jesus sein „ego eimi“ entgegen. „Ich bin es: Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Und: Ich bin jetzt hier. Du musst nicht auf eine Auferstehung hoffen, die irgendwann stattfinden wird. Ich bin es „ego eimi“ die Auferstehung und das Leben. Glaubst du das? In diesem Moment scheint Marta etwas verstanden zu haben. Sie sagt: „Ja, ich glaube das!“ Und sie geht noch weiter. Sie bekennt: „Du bist der Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt!“ An dieser Stellt kommt genau das Zum Ausdruck, was ich weiter oben zu zeigen versucht habe: Indem Jesus sich hinstellt und sagt „ego eimi – Ich bin es“ beansprucht er, Teil der göttlichen Machtsphäre zu sein.
Um diesen Anspruch zu unterstreichen, schreitet Jesus zur Tat. Gemeinsam mit Marta und der anderen Schwester Maria geht er an den Ort, an dem Lazarus begraben liegt. Dort angekommen bittet er die Anwesenden den Stein vor dem Grab wegzuheben. Marta will intervenieren: „Nein, nicht den Stein wegheben! Lazarus liegt doch schon vier Tage darin, er stinkt sogar schon!“ Sie meint immer noch, dass Jesus nichts mehr für ihren Bruder tun könne. Aber Jesus lässt sich nicht beirren. Der Stein wird weggehoben, Jesus hebt seine Augen auf gen Himmel, um mit seinem Vater zu reden, dann ruft er: „Lazarus, komm heraus!“ Ich kann mir vorstellen, dass sich in diesem Moment eine angespannte Stille geherrscht hat. Was würde jetzt geschehen? Tatsächlich folgt Lazarus dem Ruf Jesu. Er kommt aus dem Grab heraus, die Grabtücher noch an Händen und Füßen. Die Menschenmenge ist sprachlos und viele fingen an, an Jesus zu glauben. Mit dieser simplen Feststellung endet unser Text.
Am Ende möchte ich zusammenfassend festhalten: Im Johannesevangelium gibt sich Jesus durch sieben bildhafte Ich-bin-Worte zu erkennen. Diese bringen sowohl auf der Bild-, als auch auf der Sprachebene, den besonderen Anspruch Jesu zum Ausdruck, an der Wirklichkeit Gottes Anteil zu haben. Nicht selten unterstreicht Jesus diesen Anspruch dadurch, dass er auf wundersame Weise handelt. Göttlicher Offenbarungsanspruch und göttliche Heilstat fallen dann zusammen.
Literatur:
Roose, Hanna, Ich-bin-Worte, WiBiLex – Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet.
Zimmermann, Ruben, Christologie der Bilder im Johannesevangelium. Die Christopoetik des vierten Evangeliums unter besonderer Berücksichtigung von Joh 10, WUNT 171, Tübingen 2004.
Lazarus, Zombies, und die Kinder des Teufels
Liebe Blog-Lesende,
Herr Pfarrer Koerner hat uns einen hochinteressanten Beitrag eingestellt. Eines der staerksten Zeichen, das Jesus setzt, ist die Auferweckung des geliebten Lazarus von den Toten. Denn wie Paulus spaeter im Korintherbrief schreiben wird, „Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit“ I Kor 1,22. Offenbar sah Jesus die Notwendigkeit, seinen Anspruch auf seinen Status als dem Menschensohn Zeichen – wenn auch im Johannesevangelium keine Wunder, „thavma‘ – folgen zu lassen.
Mir ist wohl bewusst, dass zeitgenoessische Theolog*innen die Auferweckung des Lazarus, wie schon bei Rudolf Bultmann angedeutet, als eine nachoesterliche Anspielung auf Jesu Auferstehung selber sehen, und manchmal nur metaphorisch sehen wollen. Zyniker moegen sagen, das Ganze war eine Inszenierung von Jesus‘ Freunden. Mit einem Scheintod des Lazarus – und der Gestank, den Martha – Joh 11,39 – erwaehnt, ist kein Verwesungsgeruch sondern kommt von seinem Exkrement da sein Metabolismus noch funktioniert. In der Thanatologie – siehe Klaus Feldmann, „Tod und Gesellschaft. Sozialwissenschaftliche Thanatologie im Ueberblick“ (2010) wird auch auf die Obsession mit Scheintod eingegangen. Doch wenn wir – wie ich persoenlich! – hier dem Evangelisten trauen, handelt es sich um eine wahrhaftige Auferweckung. Und wie in Joh 12.2 beschrieben litt Lazarus auch danach unter keinen Spaetfolgen. Im Gegenteil: „Lazarus aber war derer einer, die mit ihm [Jesus] zu Tische lagen“ – waehrend sich seine Schwester Martha abrackerte.
Die bekannteste versuchte Rueckfuehrung ins Leben in der antiken Welt ist die Geschichte von Orpheus und Eurydike. Leider drehte sich Orpheus zu frueh um. Diese Erzaehlung waere bestimmt vielen Menschen in Jesu Umfeld bekannt gewesen.
Ansonsten gilt ja in vielen menschlichen Geschichten, dass die Rueckkehr der Toten fuer die Lebendigen negative Konsequenzen hat. Da ist Bram Stoker’s „Dracula“ (1897) und da sind die vielen unsaeglichen Zombie Filme. In der japanischen „Kojiki“ (ca. 641 AD), die bis 1945 in Japan als Geschichte gelehrt wurde, fuehrt der Besuch ihres Mannes Izanagi im Grab seiner Frau Izanami zum Unheil: Sich aergernd, dass sie ihr Mann im Zustand der Verwesung sieht – die praebuddhistische Jomon Kultur kannte Erd- statt Feuerbestattung, so dass die Menschen wussten, wie der Koerper nach dem Tod verfaellt, aehnlich dem „stinkenden“ Lazarus – verspricht Izanami, jeden Tag 1000 Menschen zu toeten. Doch Izanagi erwidert, dass er jeden Tag 1500 neue Menschen erschaffen werde – wie auch die Sonnengoettin Amaterasu, Ahnherrin des japanischen Kaisers.
Hier ist also die Geschichte vom Lazarus eine sehr ungewoehnliche, da erfolgreiche und segensreiche Wiedererweckung. Ungleich was sonst so in der menschlichen Geschichte erzaehlt wird.
Wie von Herrn Pfarrer Koerner so eindrucksvoll beschrieben, sind die „Ich bin“ Worte sehr bedeutend im Johannesevangelium. Natuerlich ist das auch eine Anspielung auf Gott den Vater, der Moses sagte, „Ich bin, der ich bin.“ 2 Mos 3.14 Das ist natuerlich recht selbstreferentiell und wuerde in der klassischen Logik – wie in einem Excel Sheet – als Zirkelschluss gelten.
Daneben definiert sich Jesus nicht nur im Affirmativ, sondern auch durch negative Abgrenzung: „ich bin nicht von dieser Welt“ Joh 8.23 Das ist so wie wenn ein junger Mann sagt, „ich bin nicht schwul,“ nur um zu hoeren, „das sagen Alle.“ Doch Jesus ist hier sehr klar und ueberzeugend, fuehle ich persoenlich.
In unseren Tageslesungen muss ich gestehen, dass mir Jesus da in seinen Gespraechen mit „den Juden“ doch etwas gereizt vorkommt. Er scheint etwas frustriert zu sein, dass sie ihn nicht als Gottes Sohn anerkennen. „Was rede ich noch mit euch!“ Joh 8.25 wirft er ihnen entgegen. Er spricht eine Verheissung aus: „die Wahrheit wird euch frei machen“ Joh 8.32.
Doch dann packt Jesus den Hammer aus! Seinen Gegnern, die nicht an ihn als Gottes Sohn glauben, wirft er wahrhaftig vor: „Ihr habt den Teufel zum Vater“ Joh 8.44 Wow. So sind die Unglaeubigen die Kinder des Teufels. Na ja.
Wie schon geschrieben, habe ich – wie selbst Papst Benedikt XVI – grosses Verstaendnis fuer das Misstrauen „der Juden.“ Stellt euch kurz vor, am Ende eines unserer Gottesdienste kommt eine junge Frau in die Hoffnungskirche und deklamiert „Ich bin die Tochter Gottes und die Schwester von Jesus. Wer an mich glaubt, wird selig und gerettet werden und erfaehrt das ewige Leben. Wer mich aber verneint, ist ein Kind des Teufels.“ Sicher wuerden wir nicht zu den Steinen greifen, die vor und hinter unserem Altar liegen. Aber manche Gemeindemitglieder moegen vielleicht die 110 waehlen …
In diesem Sinne euch Allen eine gesegnete Nacht und vielen herzlichen Dank fuer diesen wunderbaren theologischen Blog!
Euer Reinhart