Ein letztes Ma(h)l zusammen
Seit es christliche Gemeinden gibt, stand im Zentrum der gottesdienstlichen Versammlungen eine gemeinsame Mahlfeier – das Abendmahl. Schon in der Apostelgeschichte des Lukas ist zu lesen, dass sich die junge christliche Bewegung durch das gemeinsame Brotbrechen auszeichnete (Apg 2,42). Dieser gemeinsamen Feier wurde ein so hoher Stellenwert zugemessen, weil sie auf Jesus selbst zurückgeführt wurde, der am Vorabend seiner Hinrichtung gemeinsam mit seinen Jüngern beisammen gewesen ist und mit ihnen Brot und Wein geteilt hat. Ich möchte in diesem Text gerne etwas genauer auf die äußeren Umstände dieser Feier blicken, denn ich bin davon überzeugt, dass wir dadurch einen etwas anderen Blickwinkel auf die Ereignisse und deren Bedeutung bekommen können.
Ein letztes Ma(h)l zusammen
Jesus war nach Jerusalem gereist und dort unter dem Applaus der Menge eingezogen. Er wollte an der im jüdischen Festkalender ganz zentralen Passafeier teilnehmen. Dieses Fest hatte eine große Bedeutung, weil mit ihm der Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Knechtschaft gedacht wurde. Während des Passafestes befand sich Jerusalem im Ausnahmezustand. Unzählige Menschen aus dem ganzen römischen Reich bevölkerten die Straßen der Stadt. Sie alle haben sich auf den Weg nach Jerusalem gemacht, um gemeinsam zu feiern. Die vielen Menschen machten die römische Besatzung nervös. Sie fürchteten Aufstände. Deshalb waren sie in diesen Tagen immer mit einer großen Streitmacht vor Ort.
In dieser angespannten Situation tut Jesus etwas, das den Ablauf Ereignisse wesentlich beeinflusst haben dürfte. Denn er geht in den Tempel und fängt an, die Tische mit den Opfergaben umzuschmeißen und die Händler hinauszutreiben (Mk 11,15–19). Er unterbindet in diesem Moment Opfer- und Gottesdienst. Die führenden Priester fühlten sich aufs äußerste provoziert, denn immerhin stellte der Tempel gerade während der Feierlichkeiten anlässlich des Passafestes das Zentrum der Gottesverehrung dar. Deshalb verwundert es nicht, wenn in Markus 11,18 zu lesen ist: „…und sie trachteten danach, wie sie ihn umbrächten.“ Auch Jesus muss klar gewesen sein, dass es für ihn in Jerusalem nun gefährlich werden könnte. Denn es war nicht davon auszugehen, dass die religiöse Elite einen solchen Frevel einfach hinnehmen würde.
Ein letztes Ma(h)l zusammen
Vor diesem Hintergrund organisiert Jesus für sich und seine Jünger ein gemeinsames Abendessen in der Stadt. Die letzte Tischgemeinschaft findet also in einer angespannten Atmosphäre statt. Es war kein gemütliches Beisammensein, denn man musste damit rechnen, dass Jesus verhaftet werden könnte. Als zusätzlicher Stimmungskiller wirkte die Andeutung Jesu, dass einer aus dem Jüngerkreis ihn verraten wird. Eine tiefe Traurigkeit und Unsicherheit kommen über die Jünger und sie fragen sich: „Bin ich etwa derjenige, der Jesus verraten wird?“ Diese Aussage lässt tief blicken. Denn die Jünger werden mit sich selbst konfrontiert und mit der Frage, ob sie zu dieser Tat fähig wären. Wenige Stunden später geben sie die Antwort. Denn als Judas im Garten Gethsemane Jesus für die jüdischen Behörden identifiziert und diese ihn in Gewahrsam nehmen, rennen die übrigen Jünger von panischer Angst ergriffen davon. Keiner steht Jesus in seiner schwersten Stunde bei. Diese eigene Schwachheit führt Jesus seinen Jüngern während ihres gemeinsamen Abendessens vor Augen.
Ein letztes Ma(h)l zusammen
Aber anders als seine Jünger später, lässt Jesus seine Freunde in diesem Moment nicht im Stich. Er holt sie aus der Beschäftigung mit sich selbst zurück in die Gemeinschaft mit ihm, indem er Brot und Wein an sie austeilt. In dieser Geste kommt eine innige Beziehung zum Ausdruck. Jesus ist etwas an dieser Gruppe von unvollkommenen jungen Menschen gelegen. Er teilt Brot und Wein mit ihnen und er tut das auf charakteristische Weis. Er verteilt nämlich die Gaben nicht einfach an seine Jünger, sondern er verbindet die Austeilung mit einem Wort an sie: „Nehmt, das ist mein Leib.“ Der Leib steht im damaligen Kontext für die gesamte Existenz eines Menschen. Man könnte deshalb auch übersetzen: „Nehmt, das ist mein Leben!“ Mit diesem Wort spielt Jesus nicht auf seinen unmittelbar bevorstehenden Tod an, sondern er blickt auf seine irdische Wirksamkeit insgesamt zurück. Das ist mein Leben… Erinnert euch daran, wie ich den Menschen begegnet bin, wie ich mich ihrer angenommen habe und wie ich ihnen vom Anbrechen des Reiches Gottes erzählt habe… All das habe ich für euch getan, damit ihr darin die Zuwendung Gottes zu den Menschen erkennen könnt, auch jetzt.
Aber die Zuwendung Gottes zu den Menschen hört nicht bei den Jüngern auf. Deshalb nimmt Jesus noch den Kelch, reicht ihn seinen Jüngern und sagt: „Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“ Mit der Rede vom vergossenen Blut blickt Jesus auf seinen gewaltsamen Tod voraus. Er blickt aber nicht nur auf seinen gewaltsamen Tod voraus, sondern darüber hinaus. Das, was auf ihn zukommen wird, soll vielen zugute kommen. Die Zuwendung Gottes zu den Menschen bricht nämlich mit dem Tod Jesu nicht ab. Mit der Rede von den „vielen“ ist eine Öffnung der Zuwendung Gottes über die Jüngergemeinschaft hinaus gemeint. Denn gerade im Alten Testament bezieht sich die Rede von den „vielen“ auf die Völker, also auf diejenigen, die nicht zum Volk Gottes gehören. Durch den Tod Jesu sollen alle, die außen vor sind, einen Zugang zur auserwählten Gottesgemeinschaft erhalten.
Ein letztes Ma(h)l zusammen
Gerade deshalb ist die Feier des Abendmahls für uns Christen bis heute so wichtig. Denn im Teilen von Brot und Wein kommt etwas von der bedingungslosen Zuwendung Gottes zu uns Menschen zum Ausdruck. Weil Jesus damals keinen seiner Jünger ausgeschlossen hat – auch Judas ist bis zuletzt Teil der Mahlgemeinschaft – nimmt Gott mich heute mit all meinen Schwächen und Fehlern im Abendmahl bedingungslos an. Ich bin eingeladen und ich muss keine Angst davor haben, abgewiesen zu werden. Ich bin eingeladen und darf am Tisch Platz nehmen mit all den Ängsten und Unsicherheiten, die meinen Alltag im Moment bestimmen. Ich bin eingeladen und ich kann mir sicher sein, dass ich – egal wie ich mich fühle – genau das bekomme, was auch alle anderen bekommen, nämlich die Zusage, dass wir eingeladen sind zur auserwählten Gemeinschaft Gottes.
Ein Ma(h)l zusammen
Die aktuelle Situation bringt es mit sich, dass wir am Gründonnerstag nicht in unseren Kirchen gemeinsam Abendmahl feiern können. Das bedeutet aber nicht, dass Sie auf die Feier des Abendmahls verzichten müssen. Denn Sie können das Abendmahl mit den Menschen feiern, mit denen Sie gerade zusammen leben. Ich möchte Ihnen einen kleinen Leitfaden an die Hand geben, wie Sie Abendmahl miteinander feiern können. Am Gründonnerstag würde sich z.B. als Zeitpunkt unmittelbar vor dem Abendessen anbieten. In der Vorbereitung sollten Sie Brot (welche Sorte ist egal) auf einen Teller legen und Wein oder Saft in ein Glas gießen.
Votum:
Sie können das Abendmahl mit einem sogenannten Votum beginnen, indem Sie aussprechen, dass alles Nachfolgende im Namen Gottes geschieht:
„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
Sanctus:
Auf das Votum könnte das Sanctus folgen. Mit dem Sanctus beten sie Gott als heiligen und allmächtigen Gott an, der aber nicht in seiner Unnahbarkeit verharrt, sondern in seinem Sohn Jesus Christus den Menschen ganz nahegekommen ist.
„Heilig, heilig, heilig, ist Gott, der Herre Zebaoth. Alle Land sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gebenedeit sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.“
Einsetzungsworte:
Auf das Sanctus können Sie die Einsetzungsworte folgen lassen. Mit den Einsetzungsworten erinnern wir uns an das letzte gemeinsame Mahl Jesu mit seinen Jüngern.
„Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und gab’s seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis.
Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus: Das ist mein Blut des neuen Testaments, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, sooft ihr′s trinket, zu meinem Gedächtnis.“
Vater Unser
Das Vater Unser ist für uns Christen ein ganz wichtiges Gebet, weil Jesus es seinen Jüngern selbst beigebracht hat. An dieser Stelle wird das Vater Unser als Tischgebet gesprochen kurz bevor Brot und Wein verteilt werden.
„Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. AMEN.“
Austeilung
Auf das Tischgebet folgt die Austeilung der Gaben. Wenn Sie ein ganzes Stück Brot bereitgestellt haben, können Sie das Stück nehmen, einen Teil davon abbrechen und ihrem Nachbarn/ihrer Nachbarin mit den Worten „Christi Leib für dich gegeben“ oder „Nimm hin und iss vom Brot des Lebens“ überreichen. So können Sie weiterverfahren, bis das Brot einmal im Kreis herumgegangen ist.
Mit dem „Kelch“ (Glas oder Becher mit Saft oder Wein) verfahren Sie ebenso. Sie nehmen diesen in die Hand und reichen ihn mit den Worten weiter „Christi Blut für dich vergossen“ oder „Nimm hin und trink vom Kelch des Heils“.
Dankgebet
Sie können das Abendmahl mit einem Dankgebet beschließen und daran das Abendessen anschließen.
„Herr, unser Gott,
im Abendmahl kommst du uns ganz nahe.
Mit all unseren Schwächen und Fehler nimmst du uns an.
Wir müssen keine Angst davor haben, von dir abgewiesen zu werden.
Dafür danken wir dir.
Amen.“
Die Tempelreinigung vor dem Abendmahl
Lieber Herr Pfarrer Koerner,
Nach einem schoenen Gottesdienst zum Gruendonnerstag moechte ich gerne mit Ihnen und allen anderen Lesenden meine Gedanken zu Ihrem Blog zum Abendmahl vom letzten Jahr 2020 teilen, den Sie wieder zu lesen empfohlen haben.
Zu Beginn muss die sog. „Tempelreinigung“ fuer fromme Juden einen ungeheuren Affront bedeutet haben. Denn der Tempel war eben nicht nur „Bethaus“ Mk 11.17. Sondern immer auch ein Ort, wo juedische Glaeubige Brand- und Geldopfer darbrachten. Von daher kann man aus Sicht der Hohepriester verstehen, warum es erlaubt ist, Opfertiere vor Ort an Glaeubige zu verkaufen: das erspart den Nicht-Jerusalemern die Muehe diese Tiere sicher aus ihren Doerfern und Staedten nach Jerusalem selber zu treiben. Und was die Geldwechseler angeht erfuellten auch sie eine wichtige theologische Funktion: im Tempel durften keine roemischen Muenzen geopfert werden, da sie das Antlitz eines feindlichen Gottes – des Kaisers – oder andere roemische Gottessymbole trugen. Die roemischen mussten also in juedische Muenzen umgetauscht werden. Die allein waren als Muenzopfer im Tempel akzeptabel.
Jesus hatte offensichtlich ein eigenwilliges Verstaendnis vom Geld, Broterwerb und Handel. Sie haben ja anfangs BWL studiert. Daher duerfte Ihnen das auffallen. Aus Sicht der Opfertierverkaeufer und Muenzwechsler bieten diese eine Dienstleistung fuer die Tempelgaenger an – und diese Dienstleistung verdient nach meinem wirtschaftlichen Verstaendnis auch ein Entgelt. Heute wuerde man „Cost Plus“ sagen: die Opfertiere wurden gekauft, und der Haendler trug das Risiko ihrer Gesundheit bis zum Weiterverkauf an die Glaeubigen, und musste in der Zwischenzeit auch fuer Futter und Sicherheit sorgen. Noch mehr gilt dies fuer die juedischen Muenzen, die zum Umtausch vorgehalten werden mussten. Natuerlich mag es vereinzelt „Wucherer“ gegeben haben – doch die Glaeubigen konnten ja von Wechseltisch zu Wechseltisch gehen und sich die „Umtauschkurse“ ansehen. Das macht aus dem Vorhof des Tempels m.E. keine „Raeuberhoehle“ (Markus 11.17) oder ein „Kaufhaus“ (Johannes 2.16). Wir selbst haben ja manchmal in der Hoffnungskirche den Eine Welt Stand …
Insgesamt ist Jesu Aktion hier also ein gewaltiger Affront an die juedische Glaubenstradition bis zur Zerstoerung des Tempels durch die Roemer. Denn Brand- und Muenzopfer waren integraler Teil der Glaubensaktivitaeten. Genau wie im Buddhismus noch heute frische Fruechte als Opfer in Tempeln dargeboten werden – oft zur Freude der Tempelaffen dort.
Diese mit „Eifer“ Joh 2.17 betriebene Aktion Jesu war also ein grosser Stoss in den Kern juedischer Glaubensausuebung. So habe ich persoenlich gewisses Verstaendnis fuer den Unmut der Hohepriester, ohne natuerlich ihre Schlussfolgerung, Jesus deshalb umbringen zu wollen, jemals gutheissen zu koennen.
Zum Schluss stellt sich natuerlich die Frage, wann was geschehen ist. Markus verortet die Tempelreinigung – dramatisch wirkungsvoll – nach dem Einzug Jesu in Jerusalem an dem Tag den wir Palmsonntag nennen. Johannes – Yo[c]hanan – dessen Evangelium wir in der Fastenzeit 2021 wiedergelesen haben – spricht aber davon, dass dieses Ereignis vor einem viel frueheren Passahfest stattfand, gleich am Anfang von Jesu Mission in Joh 2. 13-17. Eine fuer mich moegliche Erklaerung ist, dass Jesus in der Karwoche nach seinem erneuten, mit solcher Begeisterung empfangenen Einzug in Jerusalem wieder einmal im Tempel diesen gleichen Aerger machte, den der Evangelist Johannes nicht mehr erwaehnt, da es sich fuer ihn nur um eine Wiederholung des bereits Erzaehlten handelt. Andernfalls bleibt nur die Frage, ob Markus oder Johannes Recht haben, was die historische Chronologie dieses Ereignisses angeht – was wir 2021 halt nicht beantworten koennen. Auf jeden Fall ist klar, dass diese Aktion Jesu eine Pfeil in das Herz juedischer Glaubenspraxis gerade im Bezug auf den Tempel darstellte – und daher eine bedeutende Reaktion ausloeste. Zumal Jesus im Markusevangelium noch Eines drauflegt und behauptet, er koennte einen abgerissenen Tempel in 3 Tagen wieder aufbauen. Von der Bescheidenheit waehrend Seiner Versuchung in der Wueste vor Beginn Seiner Mission ist da fuer mich nicht so recht das Gleiche erkennbar.
Gottes Segen,
Ihr
Reinhart Lutz
Das Abendmahl
Lieber Herr Pfarrer Koerner, liebe Lesende,
Auch zu den im Blog geaeusserten Gedanken zum Abendmahl – und Jesu Vorliebe fuer gemeinschaftliches Essen – fuehle ich mich inspiriert, Etwas mit Ihnen allen zu teilen.
Fuer Jesus war gemeinsames Essen und Trinken im Kreis der Glaeubigen offenbar sehr wichtig. Das sieht man schon an seinem ersten Zeichen im Johannesevangelium als er fuer neuen, besten Wein auf der Hochzeit zu Kana sorgte (Joh 2.11). Und er rechtfertigt sich auch gegen die Forderung nach einem asketischen Lebensstil wie der des Johannes dem Taeufer: „Des Menschen Sohn ist gekommen, isst und trinkt; so sagt ihr: Siehe der Mensch ist ein Fresser und Weinsaeufer, der Zoellner und Suender Freund! / Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern“ (Lukas 7.34-35). Das Abendmahl – mit Brot und Wein – ist also sehr konsistent mit der Ausgestaltung von Jesu Leben auf Erden.
Gerade auch nach Seiner Auferstehung erscheint Jesu in Seiner ersten Parusie – Gottwerdung – den Juengern gerne bei Mahlzeiten. Im spaeteren Nachtrag zum Markusevangelium erscheint Er – den jetzt erstmal nur noch 11 Juengern – „da die Elf zu Tische sassen, offenbarte er sich“ (Markus 16.14). Und am Ende des Johannesevangeliums bereitet Jesus 7 seiner Juenger ein Gastmahl am See Genezareth: „Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt’s ihnen, desgleichen auch die Fische“ (Joh 21.13). Und bei Lukas isst der auferstandene Jesus selber mit den verbliebenen 11 Juengern kurz vor Seiner Himmelfahrt: „Und sie legten ihm vor ein Stueck von gebratenem Fisch . Und er nahm’s und ass vor ihnen.“ Lukas 24.42-43.
Also war das gemeinsame Mahl fuer Jesus ein stark verbindendes Element mit seinen Juengern, von der Zeit vor Seinem Tod am Kreuz, bis nach Seiner Auferstehung und Seiner Himmelfahrt.
Gottes Segen,
Reinhart Lutz
Ausgestaltungswandel des Abendmahls
Lieber Herr Pfarrer Koerner, liebe Lesende,
Ganz am Ende meiner von Herrn Pfarrer Koerner’s Blog hier inspirierten Gedanken zum Abendmahl moechte ich abschliessend ueber den Wandel der Ausgestaltung des Abendmahls reflektieren. Gerade die Karwoche bietet sich m.E. an, ueber theologische Fragen fuer uns Christenmensch nachzudenken – und diese mit Interessierten zu teilen.
Die Idee des gemeinsamen Abendmahls war offensichtlich wegen seiner – m.E. voll zu Recht – zentralen Bedeutung ein ganz verbindendes Element der christlichen Urgemeinde. Dies is bezeugt in der Apostelgeschichte: „Sie blieben aber bestaendig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und Gebet“ (APG 3.42).
Aber schon bald wettert der Apostel Paulus in seinem ersten Korintherbrief gegen das, was er als unziemliche Vermengung des Saettigungsmahls mit dem Heiligen Abendmahl in der Gemeinde festgestellt zu haben glaubt:
„Wenn ihr nun zusammenkommt, so haelt man da nicht das Abendmahl des Herrn. Denn ein jeglicher nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, und einer ist hungrig, der andere ist trunken. Habt ihr denn nicht Haeuser, wo ihr essen und trinken koennt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschaemt die, die da nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht.“ 1 Kor 11.20-22
Offenbar aergert es Paulus, dass die Gemeindemitglieder – je nach ihren unterschiedlichen Mitteln und damit mit einem Verstoss gegen das Gleichheitsgebot – ihr eigenes Essen und ihren eigenen Wein zum Abendmahl mitbringen und dieses als Saettigungsmahl durchfuehren.
Ganz energisch wiederholt Paulus die Einsetzungsworte Jesu – 1. Kor 11,23-25 – und betont, dass „ich dies vom Herrn empfangen“ habe – dass also Jesus noch einmal zu ihm gesprochen hat und fuer Paulus die Geschichte des Abendmahls rezitiert hat. Und Paulus schliesst seine Ermahnung ab, das Abendmahl als eigenstaendiges Ereignis NACH dem normalem Abendessen mit alkoholischen Getraenken zu feiern. Er betont – wie auch in der evangelischen Liturgie zum Abendmahl im Christuslob nach den Einsetzungsworten und vor dem Vaterunser uebernommen – so „verkuendigt ihr des Herrn Tod, bis dass er kommt“ 1 Kor. 11.26. Leider wird das Christuslob – zu „duester“ fuer unsere Zeit befuerchtet? – in vielen gegenwaertigen Abendmahlsfeiern ausgelassen. Und Paulus warnt die Korinther sich an seine Worte zu halten, sonst „werden wir gezuechtigt, auf dass wir nicht samt der Welt verdammt werden“ 1 Kor 11.32.
Hier wird fuer mich klar, dass die Feier des Abendmahls von einem „echten“ gemeinsamen Saettigungsmal zu einem Ritual feierlich erhoben wird. Brot und Wein werden Symbole, keine weltliche Nahrung mehr. Die griechische Tradition verstaerkte genau diese Tendenz im 2. Jahrhundert in der gewuenschten Trennung von leiblichem und geistlichen Leben.
Doch in der Bibel spannt sich der Bogen des Abendmahls bis ans Ende der gegenwaertigen Zeit. In der Offenbarung des Johannes (von Pathmos) spricht die gewaltige Stimme vom Himmel: „Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes berufen sind.“ Off 19.9 Diese Verheissung wird noch vor der 1000-jaehrigen zeitweiligen Gefangenschaft des Satans vor der endgueltigen Apokalypse und der Erscheinung des neuen Jerusalems von dem himmlischen Sprecher dem Johannes zur befohlenen Niederschrift offenbart.
So wirkt das Abendmahl von einem Treffen am letzten Abend Jesu als Menschensohn mit seinen Juengern durch seine immer wiederkehrende Feier durch uns Christenmenschen in Seinem Gedaechtnis, bis hin zum Ende aller derzeitigen Tage.
Mit Gottes Segen und in Dankbarkeit fuer die Menschwerdung Gottes und dem Opfertod Jesu,
Reinhart Lutz
Quellen:
Otfried Hofius. „Herrenmahl und Herrenmahlsparadosis: Erwägungen zu 1Kor 11,23b—25: Frau Luise Abramowski zum 8. 7. 1988“ Zeitschrift für Theologie und Kirche Vol. 85, No. 4 (Dezember 1988), pp. 371-408.
Rolf J. Pöhler. „DIE THEOLOGISCHE BEDEUTUNG DER ABENDMAHLSFEIER“ http://www.theologie-systematisch.de/sakramentenlehre/6/poehler.pdf – accessed March 31, 2021