Pure Lebensfreude

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin im Moment viel …  ach, was sage ich, sehr viel… im Internet. Vor allem auf der Seite der Tagesschau. Immer und immer wieder! Wie magnetisch zieht sie mich an.

Und dabei tut mir das, was da zu lesen bekomme meistens gar nicht gut:

All die Zahlen: Neuinfektionen, Todesopfer. Die Zeiträume, die es noch brauchen wird, bis wir auf ein Medikament, auf einen Impfstoff hoffen können. All die Fakten, Empfehlungen, Vermutungen, sie machen, dass ich mich klein fühle, hilflos, ausgeliefert. Sie machen mir Angst. Immer wieder.

„Was wird werden? Was wird da noch kommen?“ frage ich mich … und fragen wir uns wahrscheinlich alle… … eine gute, eine berechtigte Frage…

Und wissen Sie was? Vor ein paar Tagen habe ich …ja, im Internet … Ja, auf der Seite der Tagesschau… eine gute Antwort gefunden! Gegeben von Franco Ferrarotti, einem 93. jährigen italienischen (ausgerechnet italienischen!) Professor für Soziologie (emeritiert, natürlich). Er sagte dem ARD-Studio in Rom:


„Ich glaube, wenn die Krise vorbei ist, werden wir eine enorme Wiederkehr von Lebensfreude und Lust am Wiederaufbau erleben.“ Es wird „in ganz Europa eine unglaubliche Explosion an Lebensfreude geben.“

Franco Ferrarotti

„Explosion an Lebensfreude“!

Was für ein schönes Bild! Was für ein wunderschönes Bild! Und ich glaube, es stimmt! Es stimmt, denn ich kann sie schon jetzt … schon jetzt in all meiner Verzagtheit kann sie spüren, sie voraus-spüren. die Lebensfreude! Ja! Wirklich wahr! Was wird das für eine Freude sein, wenn das alles vorbei, wenn das alles überstanden ist:

Ich sehe mich sitzen am Frühstückstisch. Zusammen mit meiner Mama. Die Sonne scheint zum Fenster herein. Es gibt Frühstückseier und frisch gepressten Orangensaft … und wir reden… einfach so. Was wird das für eine Freude sein!

Ich sehe mich auf der Straße gehen. Nicht allein. Nicht nur zu zweit. Nein! Zu dritt, zur viert, zu fünft, zu sechst … wir gehen ins Kino, in einen abgeschlossenen Raum voller anderer Menschen … einfach so. Was wird das für eine Freude sein!

Ich sehe mich arbeiten. So richtig! Außer Haus! Ich unterrichte, endlich unterrichte ich wieder meine Reli-Klassen. Wir sprechen über Abraham in der ersten Klasse, und darüber, ob Jesus der König ist, von dem Jesaja spricht in der 3/4 Klasse. Wir malen, schreiben, diskutieren, lachen… einfach so. Was wird das für eine Freude sein!

Wir feiern Gottesdienste. So richtig! Zusammen! In unseren Kirchen! Ohne Sicherheitsabstand, sondern nah beieinander. So nah, dass man sich manchmal fragt: „Wo leg ich denn jetzt mein Gesangbuch hin?“ Und was wird das für eine Freude sein!

Eine Explosion der Lebens- Auferstehungs- Oster- Freude! Ja! Wirklich wahr! Ostern, unser Ostern wird kommen! Auch … oder: Gerade auch dieses Jahr! Selbst dann, wenn wir es zuerst einmal nur ganz klein feiern können. Nur im engsten Kreis, unscheinbar, winzig wie ein Senfkorn zwischen unseren Fingern; vor unseren Füßen auf der Erde.

Doch das Senfkorn wird wachsen; der Ostersame wird aufgehen! Und groß werden, „größer als alle Kräuter und wird ein Baum, sodass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen“, so verspricht uns Jesus Christus.

Eine Explosion an Lebensfreude

Darauf hoffe ich! (Zumindest in den zuversichtlichen Momenten.) Hoffen wir doch gemeinsam! Vielleicht wenigstens zweimal am Tag? Einmal, gleich nach dem Aufstehen, beim ersten Blick ins Himmelbau, und einmal vor dem Schlafen gehen, beim letzten Blick des Tages in die Sterne.

Bleiben Sie behütet. Gott befohlen.

Ihre Pfarrerin Eva Mundinar